Kombi, colectivo, mototaxi, taxi…?

Ach ja, der Verkehr in Lima. Niemand wird müde, sich über ihn zu beschweren. Und sie haben Recht (zumindest meiner Meinung nach): Wer hier Auto fährt, lebt gefährlich – und muss oft sehr viel Geduld an den Tag legen. Da braucht man für eine Strecke, die normalerweise 20 min dauert, plötzlich 1,5 Stunden oder mehr… Daher muss zu den Stoßzeiten –d.h. morgens, wenn alle zur Arbeit fahren und abends, wenn alle zurückkehren – immer ein wenig mehr Zeit einplanen.

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Nach Miraflores ist stets viel Verkehr – mit den Zuständen auf den Kreuzungen in Pamplona ist das jedoch kein Vergleich!

Was ist der Unterschied zwischen combi und bus? Und was ist genau mit mototaxi gemeint? Es ist anfangs etwas verwirrend – in Lima gibt es eine Vielfalt an Fortbewegungsmöglichkeiten.

Angefangen mit dem Metrobus, über Zug, normale Busse, combis, taxis, colectivos bis hin zu den sogenannten mototaxis.

Der metropolitano (Metrobus): Die schnellste und meist geordnete Weise, von einem Ort zum anderen zu gelangen. Leider gibt es nur eine Hauptrute von Norden nach Süden und an den Endstationen noch kurze rutas alimentadoras. Wer sich ähnlich wie in Deutschland fortbewegen will, ist hier gut aufgehoben, muss jedoch einmalig eine Karte bezahlen, die vor der Fahrt stets aufgeladen werden muss.

Der tren: Der Zug ist ebenfalls sehr sauber, schnell und geordnet, besteht allerdings auch nur aus einer Linie.

Das Gute an diesen beiden Verkehrsmitteln ist, dass sie nicht von der Verkehrssituation beeinflusst werden können: Der metropolitano, da er über eine eigene Fahrbahn verfügt und der tren, da er natürlich auf Schienen und nicht auf den Straßen fährt!

Auch gibt es Busse, wie man sie mehr oder weniger aus Deutschland kennt: Sie haben zwar keinen Fahrplan, kommen jedoch regelmäßig und sehen den Bussen aus der Heimat sogar relativ ähnlich. Meistens bezahlt man jedoch nicht vorne beim Fahrer, sondern bei dem sogenannten cobrador, der herumgeht und das Geld einsammelt. Für diese Busse gibt es praktischerweise eine App, die alle Linien registriert hat und dir den besten Weg vorschlägt.

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Kommen wir zu den etwas weniger geordneten Mitteln, von A nach B zu kommen:

Combis sind Kleinbusse, die ebenfalls keine festen Uhrzeiten haben, auf die man aber äußerst selten mehr als 5 min warten muss. Die Fahrt ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig:

Der cobrador steht durchgehend an der Tür und schreit die nächsten Stationen hinaus, um mehr Fahrgäste anzuwerben. Will man einsteigen, stellt man sich an eine Kreuzung (da es keine festen Haltestellen gibt) und hebt den Arm. Stoppt der Wagen, wird man mit einem lauten „Sube, sube, sube!!“ eingeladen, sich mit Eile in den Bus zu begeben, da man offenbar stets im Zeitplan hinten liegt. Ist man drinnen, sollte man sich lieber sofort gut festhalten, da der Fahrer meist so abrupt losfährt, dass man ansonsten auf die nächstbeste sitzende Person fällt (ich spreche da leider aus Erfahrung).

Auch ist zu empfehlen, sich nicht nach ganz hinten zu setzen, da die Kombis vor den Bremsschwellen nicht großartig langsamer werden und man dies hinten am meisten spürt. Das heißt dann, dass man manchmal unfreiwillig hoch genug fliegt, um mit dem Kopf an die Decke zu stoßen (auch hier spreche ich leider aus Erfahrung – aber ich bin auch größer als die meisten Peruaner).

Oft ist allerdings der Bus so voll, dass man gar nicht die Wahl zwischen verschieden Sitzplätzen hat bzw. stehen muss.

In der Tat müssen die Kombis einen bestimmten Fahrplan einhalten und regelmäßig ein Papier abstempeln. Dafür springt der cobrador meistens aus dem noch fahrenden Bus, rennt auf die andere Straßenseite, stempelt ab und versucht den bereits wieder beschleunigenden Bus einzuholen – dabei konnte ich schon einige sehr lustige Sprints erleben.

Will man aussteigen, benachrichtigt man den cobrador eine Straßenecke vorher mit einem lauten „Baja z.B. esquina/cruze!“ und wird an der nächsten Ecke mit einem freundlichen „Baja, baja, baja!!“ aufgefordert, sich zügig nach draußen zu begeben.

Jeden Morgen nehme ich einen solchen combi zur Arbeit und es wird wirklich nicht langweilig!

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Natürlich gibt es dann noch Taxis: Dabei hat man die Wahl zwischen einer App wie z.B. Uber, was meist sicherer ist, und den Taxen von der Straße. Bei letzteren sollte man – als gringo zumindest – stets die Preise von mindestens zwei Taxen erfragen und vergleichen. Oft kommt es nämlich vor, dass für Weiße die Preise erhöht werden – nicht nur in Taxen, sondern auch in Bussen und Kombis, da man nirgendwo die genauen Preise einsehen kann.

Colectivos sind ähnlich wie Taxen, nur dass sie an bestimmten Stellen warten, bis sie voll sind und dann zu ihrem Zielort fahren – sie sind daher günstiger als normale Taxen, aber teurer als Busse oder Kombis.

Mototaxis sind dann wieder eine völlig andere Geschichte: Diese kleinen, bunten Gefährte mit drei Reifen sieht man besonders in den nicht ganz so wohlhabenden Bezirken – in Miraflores um den Parque Kennedy zum Beispiel sind sie meines Wissens nach sogar verboten.

Benötigt man ein Taxi für eine kurze Strecke, winkt man sich ein mototaxi heran, erfragt den Preis (wieder muss man als gringo etwas aufpassen) und steigt ein. Da die Fahrzeuge so gut wie keine Federung besitzen, ist die Fahrt aufgrund der vielen Bremsschwellen relativ abenteuerlich. Mit mehr als zwei Leuten wird es außerdem viel zu eng, da es nur eine Rückbank gibt, die meist mit einem Gitter von dem Fahrerraum getrennt ist. Trotzdem macht es mir persönlich Spaß, mit mototaxi zu fahren!

Jedem sei allgemein geraten, in Bussen/combis etc gut auf sein Handy aufzupassen. Besonders an Haltestellen sollte man es lieber nicht herausholen, da es vorkommt, dass jemand einsteigt, sich das Smartphone schnappt und schnell aus dem Bus springt.

Auch am offenen Fenster kann man leicht das Opfer eines Diebstahls werden und sollte stets wachsam sein!

Als kurzes Abschlusswort kann man nur sagen: Der Verkehr in Lima ist eindeutig gewöhnungsbedürftig. Und kann manchmal ein wenig anstrengend sein!

Bis dann,

eure Linda ♥


4 Gedanken zu “Kombi, colectivo, mototaxi, taxi…?

  1. Interessant! Haben denn viele Peruaner ein Auto, oder ist die Nachfrage an öffentlichen Verkehrsmitteln dadurch größer, dass sich vielleicht einige kein Auto leisten können/wollen?
    Und wie sieht es mit Fahrrädern aus? 😉

    Schöne Weihnachten und viiiiel Spaß mit deiner Familie ganz bald!

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    1. Hallo Eva,
      danke schöön! Ich hoffe natürlich, dass ihr Weihnachten auch schön feiern konntet 🙂
      Mit dem Auto kommt das ganz auf die Gegend an, in der man wohnt. Wo ich lebe, können sich nicht viele Menschen ein Auto leisten. In den wohlhabenderen Distrikten besitzen dann aber doch viele ein Auto und fahren eher weniger mit dem Bus – da sind die Busse dann auch geordneter und ruhiger 🙂
      Mit den Fahrrädern ist es ähnlich: In Miraflores, Barranco etc. (also in den reicheren Stadtteilen) ist es ganz natürlich, Fahrradfahrer auf der Straße zu sehen, aber in meinem Distrikt gibt es 1. keine sicheren Fahrradwege und 2. keine Orte, um sein Fahrrad sicher abzustellen.
      Kommt also ganz auf den Teil von Lima an!
      Viele liebe Grüße,
      Linda

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  2. Wieder super interessant und unterhaltsam geschrieben! Auch noch frohe Weihnachten!
    Vielleicht folgt bei Gelegenheit noch ein Bericht über Weihnachten in Peru?
    Alles Gute und eine schöne Zeit mit deinem Besuch!

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